Wikipedia und Konsorten wissen zwar eh bereits genauestens bescheid, ich möchte hier aber trotzdem nochmal kurz was festhalten:
Die Cyanotypie ist ein ca. 150 Jahre altes fotographisches Edeldruckverfahren. Sie nutzt die Lichtempfindlichkeit einiger Eisensalze aus, die unter UV-Einstrahlung wasserunlösliche Kristalle bilden. Die lichtempfindliche Lösung besteht aus Ammoniumeisen(III)-Citrat und Kaliumhexacyanoferrat-III und wird auf eine geeignete Unterlage aufgebracht. Nach der Belichtung dieser Unterlage mit einem Kontaktnegativ und einer UV-Quelle wird die Unterlage gewässert und so die löslichen Eisensalze ausgespült. Die unlöslichen Kristalle bleiben auf der Unterlage haften und erzeugen schließlich das Bild. Da die lichtempfindliche Lösung in das Papier eindringt, entsteht das Bild nicht wie bei modernen Silbergelatine-Prints in einer Schicht auf der Oberfläche, sondern direkt im Papier. Die Cyanotypie war der erste Prozess, der ohne Silber auskam.
So - und nun zum praktischen Teil:
Für die Cyanotypie benötigt man eine Lösung aus Ammoniumeisen(III)-Citrat und Kaliumferricyanid ("Rotes Blutlaugensalz"). Saugfähiges Papier wird entweder darin gebadet oder mit Pinseln bestrichen. Die Lösung erscheint zunächst gelb und darf keinem UV-Licht ausgesetzt werden. Nachdem die Blätter getrocknet sind, werden die Negative (oder Objekte, wie Blätter oder Blüten) darauf gelegt und dem Sonnenlicht oder z.B. dem Licht einer Bräunungslampe ausgesetzt. Man kann nun beobachten, wie sich die Beschichtung grau verfärbt. Wenn das lichtempfindliche Material dunkel genug ist, wird es zunächst in einem Wasserbad von nicht belichteten Resten befreit und dann in einer Säurelösung (ca. 1% Essig in Wasser oder auch Zitronensäure ...) fixiert. Nach dem Entwickeln kann die Cyanotypie auch in der Sonne getrocknet werden.
Die Mischung entsteht wie folgt:
- 20 g Ammoniumeisen(III)-citrat (CAS 1185-57-5) in 100ml Wasser
- 8 g Kaliumhexacyanoferrat(III) (CAS 13746-66-2) in 100ml Wasser
- Die beiden Flüssigkeiten könnten getrennt voneinander beinahe beliebig lange aufbewahrt werden.
- Werden die beiden Lösungen im Verhältnis 1:1 vermischt, entsteht eine lichtempfindliche Flüssigkeit, die nach einem Tag aufgebraucht werden sollte. Man kann damit das Papier bei gedimmten Kunstlicht bestreichen.
- Mit 40ml lichtempfindlicher Lösung sollte man bis zu 10 A4-Blätter behandeln können.
Zunächst mache man ein Foto:
Und invertiere die Farben mit dem Grafikprogamm seines Vertrauens um das Negativ zu erhalten:
Dieses Negativ wird dann auf Folie gedruckt (Bedruckbare Overheadfolie für Tintenstrahl- oder Laserdrucker eignet sich gut, je nach vorhandenem Drucker). Das Negativ wird auf das beschichtete Papier gelegt und dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das Ergebnis kann dann so aussehen:
Wer es ganz genau nehmen möchte, kann sein Foto zunächst in Graustufen umwandeln und je nach Möglichkeiten der Software auch die einzelnen Farbkanäle gesondert hervorheben. Je kontrastreicher das Negativ ist, desto deutlicher wird die Cyanotypie.
Bei der Belichtung sind Bilderrahmen mit Glas hilfreich - man bekommt eine gerade Unterlage und mit der Scheibe kann man das Negativ gut auf dem lichtempfindlichem Papier fixieren.
Durch den unvollständigen Pinselstrich entsteht ein recht interessanter Effekt. Man könnte hier im Negativ evtl. einen weichen Übergang zum Rand hin erstellen, um die geraden Linien am Rand des Negativs verschwinden zu lassen. Für dieses Bild habe ich ein A4-Blatt halbiert, also eine A5-Cyanotypie erstellt. Dank A4-Druckern kann man aber auch ohne Probleme das volle A4-Blatt verwenden.
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